11. März 2024

Etwas über Herstellung von Kleisterpapieren

Heute ist alles teuer, auch das Papier, das man als Vorsatz- oder Einbandpapier zum Einbinden von Büchern benötigt. Bei gekauften Papieren möchte man kalkulieren, dass man nicht zu viel Verschnitt hat, auch passt manchmal das Muster weder der Länge noch der Breite nach.
Bedeutend billiger ist die Sache, wenn man sich derartige Papiere selbst herstellt. Dazu braucht man: gewöhnliches helles oder graues Papier für den Einband und besseres weißes für Vorsatzblätter. Auch jedes andere einseitig unbedruckte Papier lässt sich verwenden. Zur Herstellung braucht man Stärkekleister, den man nicht zu steif macht, einen möglichst großen Pinsel, auch eine Bürste (saubere Schuhputz-, Kleider- oder Auftragbürste). Ein großporiger Schwamm kann ebenfalls gute Dienste leisten. Zum Aufstreichen von Mustern sucht man nach einigen gebrauchten Gummiabsatzflecken, die man kammartig einschneidet, nach Geschmack mit engen oder breiten Zacken.
Als Farbe kann man jede Art und Farbe von Tinte, chinesische Tusche, Ausziehtusche, auch die im Wasser aufgelösten abgebrochenen Spitzen von Kopierstiften und schließlich auch Nussbaumbeize verwenden.
Nun zur Herstellung selbst. Man spannt den zur Bearbeitung kommenden Bogen auf den mit Zeitungspapier belegten Tisch, gibt in den leicht streichbaren Kleister irgendeine Farbe und unterrührt tüchtig. Dann beginnt man mit dem Aufstreichen; man kann mit dem Pinsel entweder in Graden oder gewellten Linien die ersten Muster auftragen. Man kann auch in diesem Aufstrich durch senkrechtes Aufsetzen des Pinsel oder durch Drehen desselben dabei ein neues Muster anbringen. Letzteres kann selbstverständlich auch in einer anderen Farbe geschehen. Auch der Pinselstiel leistet gute Dienste, indem man allerhand Linien hineinzeichnet. Schließlich kann man auch in dem Muster mit einem kleineren Pinsel und mit hellerer oder dunklerer Farbe Tupfen anbringen. Mit dem Gummikamm kann man in das bestrichene Papier allerhand Figuren zeichnen, wie gewellte Linien oder Wischer. Durch das Aufschlagen der Bürste (wie es der Tapezierer beim Ankleben der Tapete macht) bringt man ein gesprenkeltes Muster hervor. Auch den Schwamm benutzt man in ähnlicher Weise, indem man ihn in den Farbkleister taucht und lose aufs Papier drückt.
Es lassen sich unmöglich alle Muster und Variationen beschreiben, die man mit Farbe und den Gerätschaften hervorbringen kann. Man braucht auch nicht zu ängstlich zu sein, wenn einem das eine oder andere Muster nicht gelingt. Man überstreicht dann einfach aufs Neue, beachte jedoch, dass der Kleister noch nicht eingetrocknet ist.
Hat man sich etliche Bogen auf Vorrat hergestellt, so lässt man sie trocken werden und vermeidet künstliche Wärme, um ein größeres Einschrumpfen zu verhindern. Will man ganz sichergehen, das die Farbe sich nachher beim Verarbeiten des Papieres nicht verwischt, so gibt man zum Kleister einige Tropfen Ochsengalle, die man bei jedem Fleischer für wenige Pfennige erhält. Doch ist dies nicht unbedingt notwendig, das Papier hält auch so seine Farbe. Ein Überziehen des mit Kleisterpapier eingebundenen Buches mit Bohnerwachs verrichtet dieselben Dienste.

Eine feine, violette Farbe für die Herstellung von Kleisterpapier liefert eine Auflösung der Einlagen alter Tintenstiftreste.

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