11. März 2024

Die Selbstanfertigung photographischer Papiere durch den Amateurphotographen

Die Selbstanfertigung photographischer Papiere durch den Amateurphotographen bietet keineswegs so große Schwierigkeiten, wie wohl meistens angenommen wird.

Naturgemäß kann man an diese selbst hergestellten Papiere nicht die Anforderungen stellen, wie an die hochwertigen Erzeugnisse unserer photographischen Industrie, denn zur Herstellung solcher Präperate gehört erstens das geistige Rüstzeug des Chemikers und zweitens jahrelange Erfahrung, ganz abgesehen davon, dass durch den Verbrauch teurer Chemikalien bei nicht ausbleibenden Misserfolgen erhebliche Kosten entstehen würden. Jedoch können sich die selbsthergestellten Papiere jederzeit mit den billigen Erzeugnissen des Marktes messen, vor allem aber sollen die Arbeiten dem Amateur die Möglichkeit bieten, sich mit den chemischen Vorgängen des Kopierprozesses vertraut zu machen. Die Ausgaben für die Chemikalien zu den im nachfolgenden gegebenen Vorschriften sind gering.

Man beginnt am besten mit der Herstellung eines Eisenpapieres, eines Papieres, das jene bekannten blauen Kopien liefert und noch heute wegen seiner Billigkeit zur Vervielfältigung von Zeichnungen, Plänen und dergleichen ausgedehnte Verwendung findet. – Es ist das älteste Kopierverfahren, bekannt unter dem Namen (Cyanotopie, Blaudruck (griech. Canos, blau, typos der Druck). Erfunden wurde die Cyanotopie von Joch Herschel im Jahre 1840.

Das Haupterfordernis bei Arbeiten mit lichtempflindlichen Substanzen ist peinlichste Sauberkeit der hierzu verwendeten Gerätschaften und Gefäße. Zum Bestreichen der Papiere mit dem den erforderlichen Lösungen verwendet man vorteilhaft eine mit Filz überzogene Walze, die man sich leicht selbst herstellen kann (aus einem Lampenzylinder, einem abgesprengten Reagenzglas oder dergleichen).

Zur Herstellung eines Eisenpapieres fertigt man sich folgende Lösungen an:
1. 20 g Gummmiarabikum in 100 ccm dest. Wasser,
2. 25 g Eisenchlorid in 50 ccm dest. Wasser,
3. 25 g zitronensaures Eisenoxydammoniak in 50 ccm Wasser.

Von Lösung 1 nimmt man 20 Teile, von Lösung 2 5 Teile, von Lösung 3 8 Teile, mischt bei rotem Licht, bestreicht gutes festes Papier und lässt im Dunkeln trocknen.

Das trockene Papier kopiert man im Sonnenlicht und erhält ein hellgelbes Bild auf dunkelgelbem Grunde, das bei gedämpften Licht mit einer Lösung von 10 g rotem Blutlaugensalz überstrichen wird und augenblicklich in dunkelblauer Farbe erscheint. Man spült mit Wasser ab und legt es darauf in verdünnte Salzsäure 1:20. Die Gummischicht blättert ab und das blaue Bild erscheint auf rein weißem Grunde.

Dieses Verfahren ergibt sehr gute Resultate. Der chemische Vorgang bei diesem Prozeß ist folgender:
Das dreiwertige Eisen des Eisenchlorides wird durch ds Sonnenlicht in Gegenwart organischer Substanzen (Gummi, Zitronensäure) zu zweiwertgiem Eisen umgewandelt, oder wie der Chemiker sagt „reduziert“. Zweiwertiges Eisen bildet mit rotem Blutlaugensalz einen unlöslichen blauen Farbstoff, während die nichtbelichteten Stellen durch Auswaschen weiß werden.

Ein einfacheres Verfahren ist folgendes:
Man bestreicht gutes Papier bei gedämpftem, rotem oder gelbem Licht mit eine Lösung von 10 Teilen rotem Blutlaugensalz und 12 Teilen zitronensaurem Eisenoxydammoniak und lässt im Dunklen trocken.
Man kopiert dieses grünliche Papier je nach Beleuchtung 5 Sekunden bis 20 Minuten und fixiert in verdünnter Salzsäure 1:10. Die belichteten Stellen färben sich blau, während die unbelichteten durch Waschen weiß werden.

Der chemische Vorgang ist derselbe wie oben. Dreiwertiges Eisen wird zu zweiwertigem reduziert, und dieses bildet mit rotem Blutlaugensalz unlösliches Turnbulls Blau.

Will man von einem positivem Bilde eine positive Kopie haben, so verwendet man in dem zuerst beschriebenen Verfahren gelbes Blutlaugensalz zum Hervorrufen.

Eisenblaubilder kann man auch tonen. Zu diesem Zwecke werden sie in ein Bad von 500 cmm Wasser und 1 ccm Ammoniak (oder 5 cmm Salmiakgeist) gelegt, bis sie violettblaue Färbung angenommen haben, alsdann in ein Bad von 1 g Gerbsäure und 15 g Alaun in 125 ccm Wasser. Wenn keine weitere Kräftigung des Bildes erfolgt, werden sie in obigem Ammoniakbad gewaschen, bis sie einen schönen neutraltintenartigen Ton erhalten.

Sehr schöne grüne Kopien, z. B. von Landschaftaufnahmen liefert das Mangansulfat-Kaliumbichromat-Verfahren. Zur Herstellung dieses Papieres verfahre man wie folgt:
Zunächst stellt man sich photographisches Rohrpapier her. In 50 ccm heißem Wasser löse man 1 g weiße Gelatine und bestreiche damit mittels eines Pinsels bei Tageslicht geeignetes festes Papier und lasse trocknen. Alsdann fertigt man folgende Lösungen an: 5 g Mangansulfat in 50 ccm dest. Wasser, 3 g Kaliumbichromat in 50 ccm. dest. Wasser.
Man mische darauf beide Lösungen im Dunklen, bestreiche damit bei rotem Licht das mit Gelatine vorbehandelte Papier und lasse im Dunklen trocknen. Alsdann kopiert man im Sonnenlicht, bis alle Einzelheiten in brauner Farbe sichtbar sind, wässert gründlich, bis alle Lichter rein weiß erscheinen, trocknet mit Fließpapier, legt das Papier auf eine Glasplatte und bestreicht mit einer geringen Menge einer 10%-igen Lösung von Brenzkatechin. Das Bild erscheint in wenigen Sekunden in leuchtend grüner Farbe. Nach dem Trocknen wird das Bild vorteilhaft mit einem Lackanstrich versehen.

Es seien noch einige Vorschriften nach dem Chromatverfahren gegeben, das darauf beruht, dass gewisse organische Substanzen, wie Gelatine, Stärke, Gummiarabikum u. a. m. durch Behandlung mit Kaliumbichromat lichtempfindlich werden. Die vom Lichte getroffenen Stellen werden in Wasser unlöslich.

Diese Verfahren lässt sich zut Herstellung von Photographien auf Briefpapier anwenden.
Dieses wird mit einem dünnen, mit Blauholzextrakt gefärbtem Reisstärkekleister bestrichen, getrocknet, in der Dunkelkammer mit einer Lösung von 3 g Kaliumbichromat in 50 ccm Wasser bestrichen und im Dunklen getrocknet. Alsdann wird kopiert und mit reinem Wasser gewaschen. An den nicht belichteten Stellen löst sich die überflüssige Reisstärke.

Zur Herstellung farbiger Bilder verfährt man, nach DRP. 106 76 wie folgt:
Man überstreicht Papier mit einer Lösung von 20 g Gelatine in 60  ccm heißem Wasser, trocknet, bestreicht bei rotem Licht mit einer Lösung von 5 g Kaliumbichromat in 100 ccm, Wasser und trocknet im Dunklen.
Man kopiert, wäscht das kaum sichtbare Bild in Wasser gründlich aus und taucht in eine etwa 12 ° warme, 1 %ige wässrige Lösung von Blauholzextrakt. Man erhält so ein blaues Bild in allen Tönen und Halbtönen des Originals. Dieses taucht man nach dem Abspülen so lange in eine Lösung von 1 ccm konzentrierter Salpetersäure in 400 ccm Wasser, bis die stärkste Gelatineschicht undurchsichtig braun ist, während die dünneren Schichten über Braun, Blau, Rot, usw. in der Farbe abnehmen bis zur weißen Farbe der dünnsten Gelatineschicht.

In einem späteren Aufsatz soll die Herstellung von Chlor- sowie Bromsilberpapieren sowie von Platten besprochen werden.
Von H. Beck

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