11. März 2024

Noch etwas vom Bücherbinden

Die Gegenwart mit ihren teuren Preisen zwingt zur größten Sparsamkeit. Mitunter bekommt man selbst für teures Geld nicht einmal die gewünschte Ware. Der zum Binden von Büchern nötige Heftzwirn (sogenannter grober oder roher Zwirn) ist recht teuer geworden. Um am diesen recht sparen zu können, sei folgende Heftmethode angegeben.

Bei größeren Büchern, wo man drei Bändchen einzieht, sticht man (Abbildung eins) bei a. hinein, b. heraus usf., wieder bei h. heraus. Dann legt man die zweite Lage darauf, sticht bei i hinein, j heraus, legt jetzt die dritte Lage darauf und sticht bei k hinein, l wieder heraus, bei m in der zweiten Lage hinein, bei n wieder heraus, in Lage drei bei o hinein und p heraus und verknüpft mit der ersten Lage und geht jetzt an die vierte und fünfte Lage. Auf diese Weise verfährt man auch mit kleineren Büchern, wo man nur zwei Bändchen anlegt. Man sticht (Abbildung zwei) bei a hinein, bei b heraus, legt die zweite Lage darauf, geht bei c hinein, bei d heraus, legt die dritte Lage auf, sticht bei e hinein, bei f heraus, geht wieder bei g in die zweite Lage hinein und h heraus. So spart man immer eine Fadenlänge Zwirn, da man mit einem Schlage immer zwei Lagen zugleich heftet.

Gewöhnlich legt man den farbigen Einband mit dem Rücken an das Buch. Ich habe das auch versucht, es ist mir aber nicht immer zur rechten Zufriedenheit gelungen, da ich manchmal mit dem Bücherhobel um eine Kleinigkeit vom rechten Winkel abkam. Deshalb fertige ich erst den Rücken, befestige ihn an das Buch und richte dann erst die beiden Einbanddeckel nach dem Buche zu.

Für den Rücken verwende ich ein Stück festen Aktendeckel (alte Heftumschläge), der 5-6 cm an jeder Seite über dem Rücken hinausragt. Ich lege ihn an diesen an, Messe genau die Breite des Buchrückens in der Mitte des Kartons ab und geben dann an jeder Seite 3-4 mm zu (Abbildung 3). Nun falzt man den Rücken so, dass die beiden inneren Falze aa‘, bb‘ nach außen gehen und die äußeren cc‘, dd‘ nach innen gehen, so dass der Rücken nachher aussieht wie Abbildung 4. Damit der runde Teil des Rückens steifer wird, leimt man gewöhnlich noch einen biegsamen Pappdeckel von der Breite a b darauf und biegt diesen rund, indem man ihn unter einem Lineal hindurch zieht und den Karton dabei etwas hebt.

Jetzt bestreicht man die beiden breiten geraden Flächen (Abbildung 4, 1 und 2) mit Leim, legt das Ganze an das Buch und gibt es in die Presse. Die beiden hoch stehenden Kanten müssen selbstverständlich dabei herausragen. Nachdem alles getrocknet, passt man die beiden Buchdeckel an und leimt sie an die breiten Flächen eins und zwei fest, indem man sie an den Rückenfalz fest anlegt.

Das Bekleben des Rückens mit Leinwand gestaltet sich zwar etwas schwieriger, doch hat man mit einiger Übung die nötigen Kniffe gleich weg. Man schneidet mit scharfem Messer das Zeitungspapier (auf das ich später noch zurückkomme) oben und unten ein, hebt das Buch etwas in die Höhe und schiebt mit dem Falzbein den überstehenden Teil der Rückenleinwand zwischen Buch und Pappdeckelrücken. Man darf dabei nicht zu langsam arbeiten, da sonst der Leim kalt wird.

Von einem eingebundenen Buche verlangt man, dass es aufgeklappt auch offen liegen bleibt. Wie erreicht man das? Man heftet vor und hinter das Vorsatzblatt 4-6 Blätter Zeitungspapier mit diesem zusammen (Abbildung fünf). Sie werden dann, wenn die Buchdeckel aufgeleimt sind, wieder herausgerissen. Man legt das Buch auf dem Tisch, hebt den Buchdeckel bis zum rechten Winkel hoch und drückt ihn mit fest auf das Buch, worauf man die Zeitungsblätter einzeln heraus reißt. Dadurch entsteht ein kleiner Spielraum zwischen Deckel und Buch, und dieses bleibt aufgeschlagen auch offen liegen.

Kapitalbändchen werden wohl im Preise jetzt recht teuer stehen. Man kann sie sich auf einfache Weise selbst herstellen. Ein Streifchen bunte Leinwand und ein nicht zu dickes Schnürchen sind dazu notwendig. Letzteres legt man der Länge nach in die Mitte des geleimten Streifchens, schlägt die eine Hälfte darüber und klebt fest. Damit der Leim nicht durch die Leinwand dringt, tut man gut, sie vorher mit einem dünnen geleimten Papier zu bekleben. Wohlgemerkt, das Papier wird mit Kleister bestrichen, nicht die Leinwand.

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