11. März 2024

Basteln einer Reiseausrüstung (Necessaire)

Ein selbstgebasteltes Neccessaire benötigen wir heute vielleicht nicht mehr ganz so dringend, wie der Autor dieser Bastelanleitungen. Man kann das Ganze aber gut umfunktionieren, zum Beispiel zu einer „Bastelausrüstung“, denn statt Zahnbürste könnte man Scheren unterbringen, statt einer Tube Zahncreme eine Tube Kleber usw. Genausogut könnte es eine Aufbewahrungstasche für Näh- oder anderes Handarbeitszubehör werden, oder, oder, oder… Unterzubringen haben wir doch immer etwas…

Hier nun der Originaltext:

Wie oft habe ich doch vor den Schaufenstern der Lederwarengeschäfte gestanden und verlangenden Auges die Necessaires (zu deutsch: Reiseausrüstungen) betrachtet. Wenn ich aber dann nach den Preiszetteln sah, dann musste ich mich immer wieder enttäuscht abwenden, und der Besitz einer solchen schmucken Reiseausrüstung blieb eben nur ein Wunsch. Aber kein unerfüllbarer für einen Bastler. Das sagte ich mir denn auch und bald ging’s frisch ans Werk; ich wollte mir den Wunsch selbst erfüllen. Allerdings, das eine sei noch vorausgeschickt, ganz billig wird die Reiseausrüstung auch noch nicht, dafür sorgt schon die Inneneinrichtung, die man natürlich auch seinen Mitteln entsprechend etwas weniger umfangreich halten kann. Ich hatte mich nun aber einmal auf eine auch den verwöhntesten Ansprüchen gerecht werdende Ausrüstung versteift – es sollte übrigens ein Geschenk werden – und dementsprechend hatte ich auch die Einrichtungsgegenstände gekauft. Damit muss man auch beginnen, denn danach berechnen sich ja die Ausmaße des Behälters. Ich kaufte mir also in einem Spezialgeschäft die folgenden Gegenstände aus weißem Zelluloid. Dieses Material hat den Vorteil, dass man die Gegenstände auch und nach kaufen kann, da man sie jederzeit passend bekommt.

1 Aufstellspiegel 10×15 cm, 1 Haarbürste 6×19 cm, 1 Kleiderbürste 5×16 cm, 1 Kamm 2 1/2×17 cm, 1 Seifendose 6×8 cm, 1 kleine Dose für Zahnpasta 4×6 cm, 1 kleine Dose für den Nagelpolierstein 4×5 1/2 cm, 1 Nagelpolierbolzen 2×6 cm, 1 Köcher für die Zahnbürste, 2 1/2×15 cm, 1 Tube Hautcreme und noch einige Instrumente für die Nagelpflege, Nagelschere usw.

Ganz oben das geschlossene Neccessaire, darunter der ausgeschnitte Körper

Und nun ging’s ans Werk. Und nach etwa drei Wochen – ich konnte täglich bloß ungefähr eine halbe Stunde Zeit opfern – war die Reiseausrüstung entstanden.

Die Herstellung selbst geschieht in folgender Weise:

Der Körper des Behälters wird aus einem etwa 2 mm starken und 44×47 cm großen Stück Pappe in der aus Abb. 3 ersichtlichen Form ausgeschnitten.

An den punktierten Linien wird die Pappform an der Rückseite mit einem scharfen Messer geritzt und das Ganze zusammengebogen, wobei der Teil den Boden, die Teile b die Seitenwände, c die Überschlagsklappe, d die Decke und e die Verschlussklappe bilden.

Nun wird das ganze Kästchen bezogen. Dazu besonders geeignet ist ein bunter Musselinstoff, der mit Pelikanol (von der Firma Günther Wagner, Hannover) aufgeklebt wird und zwar in der Weise, dass die Pappeteile – auch die Einritzungen – mit dem Klebstoff bestrichen und dann der Stoff straff darauf- und in die Ritzen fest eingedrückt wird. Dann wird der Bezug gemäß der Pappform beschnitten, wobei ein etwa zwei Zentimeter breiter Rand stehen bleiben muss, der an der Innenseite des Kästchens verklebt wird. Nun ist das Schloß anzubringen. Dazu verwendet man ein kleines zweiteiliges Nickschnappschloss. Es wird mit kleinen Nieten – entsprechende Drahtnägel genügen ebenfalls – an der Verschlussklappe und an der entsprechend Stelle der Decke befestigt.

Und nun kann’s an die Innenausstattung gehen. Ich habe für meine Ausrüstung olivgrünes Satin und ebensolches Seidenband verwandt, selbstverständlich kann auch jeder andere geeignete Stoff, und jede andere Farbe Verwendung finden, hierfür ist lediglich der Geschmack des Bastlers bestimmend.

Von dem gewählten Stoffe schneidet man zunächst etwa 3 cm breite Streifen, die man auf die Biegungstellen klebt. Dann wird der Behälter für den Kamm zurecht gemacht. Da der Kamm seinen Platz an der neben der Verschlussklappe e befindlichen Seitenwand b bekommen soll, wird ein 13 cm langer und 5,3 cm breiter Papierstreifen mit dem Satin überzogen. Dabei sind die Ränder auf der Rückseite zu verkleben. Darauf werden mit Nadel und der Farbe des Seidenbandes entsprechender Nähseide aus 1 1/2-2 cm breitem Seidenband zwei Schlaufen befestigt, die den Kamm aufnehmen (Abb. 4).

Dann kommt die gleiche Arbeit für den Deckel d, an dem der Spiegel und die Nagelschere untergebracht werden (s. Abb. 5). An der neben der Decke d befindlichen Seitenwand b habe ich noch vier Bandschlaufen zur Aufnahme von einigen Instrumenten zur Nagelpflege angebracht.

Und nun kommt die Hauptarbeit, das Unterbringen aller übrigen Gegenstände am Boden. Die Sachen habe ich auch durch Seidenband festgehalten und wie folgt verteilt (Abb. 6). Die mit Buchstaben bezeichneten Bandschlaufen halten folgende Gegenstände: a = Seifendose, b = Dose für Zahnpasta, c= Dose für Nagelpolierstein, d = Nagelpolierbolzen, e = Haarbürste, f = Hautcreme, gg = Köcher für Zahnbürste, hh = Kleiderbürste.

Zu beachten ist besonders, dass die Bandschlaufen der Höhe der unterzubringenden Gegenstände gerecht ist, die Entfernung der beiden Nähstellen der Schlaufen 1/2 cm enger zu wählen, als der betreffende Gegenstand Grundfläche hat. Vorteilhaft ist auch, wenn die Gegenstände zunächst sehr straff sitzen, da das Band sich bekanntlich mit der Zeit etwas ausdehnt.

Nun werden die Teile fest eingeklebt. Es sind nun bloß noch die leeren Seitenwände und die Überschlagsklappen zu überziehen, und die Reiseausrüstung ist fertig.

Es lassen sich nastürlich den einzelnen Wünschen entsprechend auch weniger Gegenstände unterbringen, dementsprechend würde man unter Umständen die Größe anders zu wählen haben. Soll die Ausrüstung für eine Dame angefertigt werden, wird man wohl zweckmäßigerweise an Stelle des Aufstellspiegels an der Decke einen Handspiegel anbringen und zwar würde ich einen solchen, der allerdings nicht allzu groß sein dürfte, an der Decke über Eck befestigen. Auch würde dann wohl noch ein Frisierkamm wünschenswert sein, der unschwer neben der Decke an der Seitenwand b unterzubringen sein wird. Dafür wäre dann für die Instrumente zur Nagelpflege an den Schmalseiten Platz zu schaffen, wenn man auf deren Verbindung mit der Reiseausrüstung nicht etwa ganz verzichtet.

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