11. März 2024

Gebrauch der Werkzeuge

Um einen Gegenstand aus dem Bereiche der Papparbeit sauber und genau ausführen zu können, ist, besonders für Anfänger, gutes Material, gutes Werkzeug und genügender Raum zum Arbeiten erforderlich.
Auf Letzterem wird häufig zu wenig Gewicht gelegt, weshalb auch die Redensart gebräuchlich ist: „Er arbeitet auf einem Teller.“ Hat der angehende Pappkünstler keinen besonderen Arbeitstisch, so verschaffte er sich vom Tischler oder Zimmermann ein großes Brett, erstens, um auf alle Fälle gehörigen Platz zum Arbeiten zu gewinnen, zweitens, um den Tisch, welchen er zur Arbeit benutzt, vor Beschädigung zu schützen, und drittens, um für das Schneiden eine festliegende Unterlage zu erlangen.

Das Brett mag 1 m lang, 6 dm breit und 3-4 cm dick sein. Es genügt nicht jedes Holz zu einem solchen Brett, namentlich denke man nicht, da es meisten zum Schneiden gebraucht wird, dass ein recht hartes Holz das beste sei; denn die Schneide des Messers muss immer, soll sie nicht leiden, etwas in das Holz eindringen. Deshalb ist das seiner Natur nach weiche Lindenholz am geeignetsten. Das Kiefern- oder Fichtenholz zum Beispiel ist nicht so gleichmäßig in der Struktur, und es wechseln daran immer weiche und harte Streifen nebeneinander ab. Wird nun das Messer nicht genau in einen weichen Streifen entlang geführt, so wird der Schnitt an der Pappe holprig oder, wenn es das Papier ist, rissig. Dagegen ist Lindenholz so gleichmäßig weich, dass, wenn ein Schnitt neben den anderen gemacht wird, der Erstere sich wieder zusammendrückt. Freilich ist derselbe nur zusammengedrückt, so dass, wenn häufig auf derselben Stelle geschnitten wird, diese schließlich nicht mehr gebraucht werden kann. Daher muss das Brett möglichst überall gleichmäßig benutzt werden, und ist die eine Seite desselben so weit abgebaut, das kein guter Schnitt darauf mehr möglich ist, so wird die andere Seite verwendet. Sind endlich beide Seiten nichts mehr wert, so lässt man das Brett vom Tischler abhobeln oder tut dies selbst und nun wird es sich zeigen, ob es gut gehalten worden ist. Ist an einigen Stellen zu tief geschnitten worden oder hat das Brett beim Arbeiten schief gelegen, so dass die Holzfasern häufig quer durchgeschnitten wurden, so bleibt daselbst eine Vertiefung oder es muss so viel hinweggehobelt werden, dass das Brett in kurzer Zeit zu dünn wird.
Seit einigen Jahren haben wir mit großem Vorteil als Unterlage für das Zuschneiden von Papier und selbst starken Packstücken nichts anderes als nur Pappe benutzt. Die Schärfe des Messers leidet auf einer Pappe, auch wenn sie noch so hart ist, viel weniger als auf einer Holzunterlage und ist unter Umständen wohlfeiler als ein Schneidebrett. Gewöhnlich werden die Schneidebretter viel zu lange benutzt ehe man sie abhobeln lässt, und man verdirbt sich die Arbeit durch schlechte Schnitte von vornherein. Selbstverständlich gilt das nur für den Hausgebrauch.
Ein zweites Werkzeug ist ein gutes Messer. Dasselbe hat an der Spitze zwei Schneiden und dient besonders zum Pappe schneiden. Will man zum Papierschneiden außerdem noch ein kleineres haben, so braucht dasselbe nur eine Schneide zu besitzen. Wie beim Brett, so ist es auch bei Messer von großem Vorteil, dass es gut gehalten wird. Um die Schneide und Spitze scharf und spitzig zu erhalten, bedient man sich eines so genannten Abziehsteines (Wetzsteines), oder man braucht ein Stück Schmiergelleinwand. Es gibt solche Abziehsteine von verschiedener Güte, doch genügt für diese Art Messer ein ganz gewöhnlicher, nur muss berücksichtigt werden, dass zu einem harten Messer kein zu weicher Stein gebraucht werden darf.

Nie lasse man das Messer stumpf werden, sondern ziehe es, wenn es nicht mehr recht schneiden will, sofort auf dem Steine ab. Beim Abziehen muss darauf gesehen werden, das nicht etwa durch unpassendes Streichen auf dem Stein die Spitze des Messers verloren geht.

Der Stein muss fest auf den Tisch gehalten werden, und es darf die Spitze nicht, wie oben gezeigt, Bogen beschreiben, sondern man legt den Zeigefinger auf die Klinge vorne nach der Spitze zu, drückt dieselbe möglichst flach auf den mit Wasser benetzen Stein und zieht dann jede Schneide von beiden Seiten nacheinander ab (Abbildung unten).

Ist Letzteres einige Mal geschehen, so wird die Spitze des Messers gewendet und so fort, bis beide Schneiden mehrmals abgezogen sind. Hierauf befühlt man die Schneiden, ob sich ein Grat gebildet hat. Ist dies der Fall, so muss das Abziehen so lange fortgesetzt werden, bis das Messer scharf ist; glänzt die Schneide von vorn gesehen noch, so ist dies nicht der Fall.

Sollte jedoch endlich alles Abziehen nichts mehr helfen, so muss das Messer geschliffen werden. Dieses lässt man von einem Schleifer machen oder von einem Handwerker, der das Schleifen versteht.

Mit großem Vorteil kann man zum Scharfmachern der Messe ein Stück Schmiergelleinwand verwenden. In den Eisenwerkzeughandlungen und in manchen Metallwerkstätten erhält man verschiedene Nummern, von welchen man sich die feinsten aussucht. Das Messer wird beim Schleifen wie auf dem Abziehsteine geführt, das heißt recht flach aufgelegt.

Ein drittes Werkzeug ist ein eisernes Lineal von wenigstens einem halben Meter Länge, und man sehe zu, dass sich ein solches finden lässt, welches entweder gar nicht, oder doch nur auf der einen Seite abgeschrägt ist. An der abgeschrägte Seite darf auf keinen Fall geschnitten werden; denn das Messer kann hier sehr leicht abgleiten und über die Finger der linken Hand fahren, wobei nicht selten recht schlimmer Verwundungen vorkommen. In Ermangelung eines eisernen kann auch ein hölzernes Lineal genommen werden, doch wird derjenige, welcher im Pappeschneiden noch nicht sicher ist, oft hineinschneiden und ist dadurch sehr bald verdorben.

Ein viertes Werkzeug, welches hier nicht unerwähnt bleiben darf, ist der Pinsel, und zwar muss man deren zwei Stück haben, einen für Leim und einen anderen für Kleister. Der angehende Papparbeiter denkt hier gewöhnlich, dass er, weil er nicht so viel zu arbeiten habe als ein Buchbinder, auch keinen so großen Pinsel als dieser brauche. Die Folge davon ist, dass die Klebematerialien mit einem kleinen Pinsel langsam und ungleichmäßig aufgetragen werden, und die Arbeiten, besonders bei Leim, unsauber ausfallen. Der Pinsel muss so groß sein, dass er nicht mit drei Fingern geführt werden kann, sondern dass die ganze Hand dazu gehört, um ihn richtig zu fassen.

Die übrigen Werkzeuge, wie Schere, Winkel, Zirkel und Falzbein bedürfen weiter keiner Besprechung, nur ist zu bemerken, dass Schere und Falzbein vorn spitzig sein müssen. Sollte kein spitziges Falzbein zu bekommen sein, so mag man eine abgestufte Spitze daran schleifen und dieselbe auf dem Abziehsteine glatt polieren.

spitzes und stumpfes Falzbein

So sieht ein „echtes“ Falzbein aus – erhältlich in Bastelgeschäften

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